Xai Xai, eine pulsierende Stadt im Süden Mosambiks: 44% der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt; Kinderehen und frühe Schwangerschaften sind hier - wie auch in weiten Teilen des gesamten Landes – weit verbreitet. Dass Kinder, vor allem Mädchen, vorzeitig die Schule verlassen, heiraten und eine Familie gründen bevor sie 18 Jahre alt sind, ist in Mosambik alles andere als eine Seltenheit.

Bei Grundschülern liegt die Schulabbruchsrate bei 66,8%

Kinderehen sind in Mosambik illegal. Dennoch sind sie in der Bevölkerung weitreichend toleriert und akzeptiert. Das hat nicht zuletzt auch finanzielle Beweggründe. Bei der Heirat wird von dem Ehemann erwartet, seinen Schwiegereltern eine Mitgift zu übergeben – je jünger die Frau, desto höher der Wert. Oftmals verlassen die Mädchen nach der Hochzeit die Schule und wohnen bei ihrem Mann und dessen Familie, bei der sie als unbezahlte Arbeitskraft tätig sind.

Im weltweiten Vergleich das Land mit der 9. höchsten Rate an Kinderehen

Die Risiken einer frühen Schwangerschaft für Mutter und Kind sind vielfältig und gefährlich - Informationen und Aufklärung darüber mangelhaft. Der oftmals fehlende Zugang zur notwendigen medizinischen Versorgung führt zu einer hohen Sterblichkeitsrate für beide.

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Aurora spielt einen Teenager, der unter der frühen Schwangerschaft leidet.

Intensive Aufklärungsarbeiten haben in Xai Xai zu einem enormen Wandel geführt. In den letzten fünf Jahren gab es einen drastischen Rückgang an verheirateten und schwangeren Kindern, sowie eine geringere Schulabbruchsrate. Ein entscheidender Baustein der Veränderung war der Einbezug von Eltern, die über Risiken der Kinderehe und frühen Schwangerschaft sowie über die Auswirkungen fehlender Bildungsmöglichkeiten für Mädchen informiert wurden.

Dieser Erfolg ist zu einem großen Teil der unermüdlichen Arbeit der 19-jährigen Aurora und ihren Freunden im örtlichen Right To Play Child Rights Club zu verdanken. Die Jugendlichen leiten eine Theatergruppe, die über die Jahre die Einstellung der Menschen in ihrer Heimatstadt zu diesen Themen radikal verändert hat.

40% der Mädchen in Mosambik werden vor ihrem 18. Lebensjahr mindestens einmal schwanger.
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Aurora, Raimundo und Flora, Mitglieder der Theatergruppe spielen eine Szene, in der sich die schwangere Aurora in einer medizinischen Klinik beraten lässt.

Aurora und ihre Freunde traten vor sieben Jahren dem Right To Play Child Rights Club ihrer Schule bei. Dort erfuhren sie im Alter von 12 Jahren über ihre Rechte und wie man sich für diese einsetzt. Sie lernten, die Herausforderungen, mit denen Kinder in Xai Xai konfrontiert sind, in Geschichten umzuwandeln und in berührenden Theaterstücken zu präsentieren.

Die Kinder und Jugendlichen begannen zu schreiben, zu produzieren und Theaterstücke vor Publikum zu spielen. Sensible Themen wie Kinderehe, Schwangerschaft, geschlechterspezifische Gewalt und Schulprobleme werden in ihren kreativen Darbietungen aufgegriffen. Die Auftritte sind auf das jeweilige Publikum zugeschnitten und regen zur aktiven Teilnahme und zum Nachdenken an.

Die interaktive, unterhaltsame Natur des Theaters ermöglicht es den Jugendlichen über schwierige und kontroverse Themen zu sprechen und die Zukunft der Jugendlichen öffentlich in der Stadt zu diskutieren.

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Die Erwachsenen lernen über die Risiken der frühen Heirat und Schwangerschaft und diskutieren die Tabu-Themen

Die Theatergruppe gibt Ratschläge zur Bekämpfung sexueller Belästigung, klärt Jugendliche über Verhütungsmittel, Geschlechtskrankheiten und über den Umgang mit Menstruation auf, damit Mädchen deswegen die Schule nicht mehr verpassen müssen.

"Die Community hat sich verändert", sagt ein Elternteil. "Wenn Sie so weitermachen, wird sich noch mehr Verändern. Wir hatten dieses Wissen in ihrem Alter noch nicht. Das neue Bewusstsein beeinflusst uns."

Aurora ist stolz darauf, wie sie und ihre Freunde die ältere Generation in der Stadt aufklären und so Veränderungen vorantreiben. Heute unterstützen viele Eltern den Wunsch ihrer Töchter, in der Schule zu bleiben. Jetzt, da sie die Risiken besser einschätzen können, brechen sie alte Traditionen und schaffen Neue - um die Zukunft ihrer Kinder zu sichern.