Das Wettrennen gegen COVID-19

Es ist März 2020. Die Schulen in Uganda stehen kurz vor der Schließung wegen des Ausbruchs einer völlig neuen und noch unbekannten Krankheit „COVID-19“. Ein kleiner Junge schleppt einen Eimer Wasser auf den Schulhof in Kampala. Vorsichtig stellt er ihn in eine Reihe mit sechs weiteren mit Wasser gefüllten Eimern. Ein paar Meter Gegenüber bilden Kinder bereits eine Schlange.

Sobald er den letzten Eimer abgestellt hat, hebt der Junge die Hände und alle Schulkinder versinken in erwartungsvoller Stille. Mit einem lauten Kommando lässt er seine Hände fallen. Das Rennen beginnt! Jedes Kind sprintet zu seinem Eimer, schnappt sich die Seife und wäscht sich sorgfältig die Hände. Dabei befolgen alle den Leitfaden der Weltgesundheitsorganisation (WHO). 30 Sekunden lang waschen und schrubben sie gründlich ihre Hände. Danach heißt es so schnell wie möglich zurück zum Ende der Schlange rennen, damit das nächste Kind lossausen kann.

„Handwashing Tag“ – ein einfaches Spiel mit großer Wirkung. Organisiert von lokalen WASH Clubs (WASH = Water, Sanitation & Hygiene), lernen Kinder wichtige Informationen und Fähigkeiten zur Prävention von Krankheiten.

Schutz von Communities nach dem Peer-to-Peer-Prinzip

In Uganda sind 56 Prozent der Bevölkerung unter 18 Jahre alt. Right To Play arbeitet seit 2001 mit Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingscamps und verarmten Nachbarschaften, damit sie sicher und gesund aufwachsen. Keine leichte Aufgabe: Viele haben keinen Zugang zu Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen wie Toiletten und Kanalisationsleitungen sind nur an wenigen Orten verfügbar. Infektionskrankheiten sind der häufigste Grund für Schulausfälle in Subsahara Afrika. COVID-19 droht diese Belastung noch zu verstärken.

„SEIT DER GRÜNDUNG DES CLUBS HAT SICH DIE HYGIENE IN DEN SCHULEN DEUTLICH VERBESSERT. DAS SCHULGELÄNDE UND DIE WCs SIND SAUBER UND SCHÜLER WISSEN, WIE WICHTIG ES IST, SICH DIE HÄNDE GRÜNDLICH ZU WASCHEN.“ - CHRISTINE NANSIKOMBI, WASH CLUB SCHOOL PATRON

Das Kampala WASH Projekt gehört zum Right To Play WASH Club Netzwerk, das sich über das gesamte Land erstreckt. Die Clubs bringen den Kindern spielerisch bei, wie sie ihre Gesundheit schützen können. Geflüchtete und in Armut lebende Kinder, die in lokalen slum-ähnlichen Verhältnissen leben, sind die gefährdetsten Kinder Ugandas. In der Woche vor den Schulschließungen haben die WASH Clubs über Tausend Kindern an lokalen Schulen die Leitlinien des Händewaschens beigebracht.

Auch während des Lockdown kommunizierten die Clubs weiterhin mit den Schülern. Beispielsweise trafen sogenannte „Peer-Educators“ kleine Schülergruppen auf dem Schulhof, um Hygienemaßnahmen weiterhin spielerisch zu vermitteln. Mit dem neuen Wissen konnten Schüler*innen sich selbst und ihre Familienmitglieder vor COVID-19 schützen.

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WASH Clubs in Uganda bringen Kindern spielerisch Handhygiene bei, um die Übertragung von Krankheiten vorzubeugen. Sauberes Wasser und Seife werden zur Verfügung gestellt, damit sich alle Schüler die Hände waschen können.


Kinder setzen sich für ein sicheres Umfeld ein

Die Spiele bewirkten nicht nur ein gesteigertes Hygienebewusstsein bei den Kindern, sondern auch bei deren Freunden und Familienmitgliedern, mit denen sie ihr Wissen teilten. In diesem jungen Land kämpften Kinder gegen Gerüchte und Fehlinformationen. Da WASH Clubs in Uganda großes Vertrauen genießen, konnten sie in den letzten zwanzig Jahren Jugendliche über Tabuthemen wie HIV und Menstruation aufklären. Seit 2020 nutzen die Clubs ihre Expertise, um Gemeinden über COVID-19 zu informieren.

Die Programme der Clubs wirken nachhaltig, da sie über verschiedene Wege auch die Familien erreichen. Zusätzlich zur spielerischen Bildung teilen sogenannte „Junior Leaders“ aus den WASH Clubs Informationen über Radioprogramme, in denen wichtige Gesundheitstipps gegeben und die Eltern auf die Informationen, die ihre Kinder zu Hause verbreiten, sensibilisiert werden. Diese Initiativen erwiesen sich als besonders effektiv, um auf das Bewusstsein der Eltern in Bezug auf Tabuthemen einzuwirken.

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Clubs stellen Stationen mit sauberem Wasser und Seife in Gemeinden auf. In manchen haben weniger als 10 % der Bevölkerung Zugang zu sauberem Wasser und Kanalisation.

Noch steht Uganda vor einem langen Kampf gegen COVID-19. Stand Ende 2021 waren nur 4 % der Bevölkerung geimpft - die Regierung hatte über den Anstieg der Infektionen und die Todesfälle im Sommer keine vollständige Kontrolle. Schulen bleiben geschlossen. Ein überlastetes Gesundheitssystem mit knappen Ressourcen stellte nur für wenige Ugander den Zugang zu Grundversorgung sicher.

„WIR HATTEN KEIN WASSER, UM UNS DIE HÄNDE ZU WASCHEN. DURCH DIE CLUBS AN DER SCHULE STELLEN WIR SICHER, DASS DIE EIMER IMMER GEFÜLLT SIND“. – RWACHEL, WASH CLUB JUNIOR LEADER

Die vorbeugenden Gesundheitsinformationen, die von den WASH Clubs weitergeben werden, sind für viele Familien lebensnotwendig – jede verhinderte Infektion kann leben retten. Diese Aufgabe ist für Junior Leaders der WASH Clubs eine große Herausforderung. Dennoch sind sie zu allem bereit.