Unterricht trotz geschlossener Schulen
Schule im Fernsehen
Obwohl die Schulen in Mosambik aktuell geschlossen sind, sitzen trotzdem jeden Morgen junge Kinder vor ihren Schulbüchern. Und zwar zu Hause. Sie öffnen ihre Schulbücher, schalten den Fernseher ein und beginnen mit ihrer Unterrichtsstunde. Wer jetzt denkt, das geschieht in absoluter Stille, der täuscht. Die richtigen Antworten rufen die Kinder laut Richtung Fernseher, sie bauen Spielmaterialien zusammen und lernen wie man die Schulaufgaben aus ihren Büchern auf praktische Art und Weise anwendet. Die Kinder sind Teil des neuen „TELESCOLA“-Programms, das mosambikanische Schüler der ersten bis zur dritten Klasse mit einem experimentellen, spielbasierten Ansatz zum Lernen ermutigt.
Als die Schulen wegen der Corona-Pandemie schließen mussten, kamen viele Eltern und Lehrer in Mosambik ins Schleudern. 44% der Menschen in Mosambik sind unter 14 Jahre alt und eine gute Schulbildung ist wegweisend für ihre Zukunft. Je länger der Schulunterricht für die Kinder entfällt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Schüler beim Lernen zurückfallen und aus der Schule ausscheiden. Studien zeigen, dass Kinder, die über einen längeren Zeitraum nicht zur Schule gehen, am Ende seltener zur Schule zurückkehren. Eine schnelle Lösung musste also her.
Die mosambikanische Regierung hatte verschiedene Optionen für Schulunterricht zu Hause in Betracht gezogen. Aber im Gegensatz zu den Menschen in Europa und Nordamerika, hat nur einer von fünf Mosambikanern einen Internetzugang. Den Schulunterricht also einfach online abzuhalten, würde die meisten Schüler vom Lernen ausschließen. Radios und Fernseher dagegen sind weit verbreitet und eine einfachere Möglichkeit, die Kinder zu erreichen. Das Bildungsministerium war optimistisch, dass sich Schüler von der vierten bis zur zwölften Klasse auf den Tele-Unterricht einlassen würden. Aber wie sieht es mit jüngeren Schülern der ersten bis dritten Klasse aus, die oftmals nur schwer stillsitzen und sich konzentrieren können?
Das war der Moment, als das Bildungsministerium Kontakt zu Right To Play aufnahm. Zusammen haben wir ein Radio- und Fernsehprogramm entwickelt, das Kindern das Lernen von zu Hause aus ermöglicht. Und zwar mit aktivem und experimentellem Unterricht. Das internationale Programm „TELESCOLA“ war geboren.
„Uns haben Eltern erzählt, dass „TELESCOLA“ ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Kinder während der Krise beim Lernen zu Hause besser zu unterstützen.“
„TELESCOLA“ ermutigt die Kinder durch interaktive Aufgaben und Spiele zum Lernen zuhause. Auf diese Art und Weise bleiben sie am Ball und verinnerlichen den Unterrichtsstoff. Der Tele-Unterricht erreicht mittlerweile täglich 1,2 Millionen Kinder von der ersten bis zur dritten Klasse. Er hilft ihnen dabei, durch diese schwierige Zeit ihrer Entwicklungslaufbahn zu kommen und sie weiterhin zum Lernen zu ermutigen.
„TELESCOLA“ ist auf die akademischen Grundkenntnisse wie Lesen und Schreiben fokussiert, aber klärt auch über Geschlechterfragen, COVID-19 und das öffentliche, alltägliche Leben auf. Right To Play hat außerdem Wert darauf gelegt, dass Mädchen in den Schulmaterialien positiv dargestellt werden. So sollen Vorurteile, wie zum Beispiel dass Bildung vor allem Jungen vorbehalten ist, abgebaut werden. Die Teile des Programms, die sich mit sozialen Problemen beschäftigen, wurden außerdem von lokalen Radiosendern unterstützt und verbreitet. Insgesamt wurden so über 223.00 Kinder und 185.000 Erwachsene in Mosambik erreicht.
„TELESCOLA hilft mir dabei, mehr zu lesen wenn ich zuhause bleibe. Mir gefällt es, dass ich von zuhause aus lernen kann. Hier zu sitzen und bei den Unterrichtsstunden am Morgen zuzusehen.“
Die Fernseh- und Radiosendungen waren nur ein Teil des großen Homeschooling-Programms, das wir gemeinsam mit dem Bildungsministerium etabliert haben. Nach jeder Sendung, die ausgestrahlt wurde, haben sich die Lehrer mit den Schülern in Verbindung gesetzt. Sie haben Hausaufgaben und Lernmaterial bei den Kindern vorbeigebracht und haben immer wieder nach dem Rechten geschaut. Durch einen persönlichen Besuch, per Handy oder über Online-Programme. Neben dem Lernmaterial, haben die Lehrer aus der Region den Eltern außerdem Informationen zur Verfügung gestellt, wie ihre Kinder am Besten mit „TELESCOLA“ lernen können.
Der erste Durchlauf der „TELESCOLA“-Unterrichtsstunden war auf Portugiesisch, der Landessprache in Mosambik. Für viele jüngere Kinder ist Portugiesisch aber eine Zweitsprache, die vor allem außerhalb der eigenen vier Wände gesprochen wird und die ihnen in der Schule beigebracht wird. Für das kommende Schuljahr arbeiten wir also daran, das Programm lokaler zu gestalten und regionale Sprachen wie Cichangana einzuführen, die zum Beispiel in der Gaza Provinz weit verbreitet ist. Das soll verhindern dass Kinder, die noch kein fließendes Portugiesisch sprechen und meistens aus ländlichen Gegenden kommen, den Anschluss an ihre Mitschüler verpassen und nicht mehr zur Schule gehen.
Sie können uns dabei helfen, dieses wichtige Ziel zu erreichen und damit jedem Kind in Mosambik die Möglichkeit geben, von der Schulausbildung zu profitieren, die sie verdienen. Je mehr Sprachen wir im Heimunterricht anbieten können, desto weniger Kinder werden am Ende die Schule abbrechen und desto weniger Kinder fallen in Sachen Bildung zurück. Das gilt besonders für die Kinder der ersten Klassen, die noch besonders anfällig für Lücken in der Bildungslaufbahn sind.