Spielbasiertes Lernen senkt Bildungsarmut
Unser neuer Policy Brief „Accelerating Foundational Learning Through Play: An Effective Approach to Improving Literacy, Numeracy, and Socio-Emotional Skills" veröffentlicht im Mai 2025, verdeutlicht, wie spielbasiertes Lernen hilft, Bildungsarmut zu überwinden. Denn sichere, inklusive und motivierende Lernumgebungen fördern sowohl den schulischen Erfolg als auch die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern.
Bildungsgrundlagen schaffen
Der Zugang zu sicherer, inklusiver und qualitativ hochwertiger Bildung bleibt weltweit eine zentrale Herausforderung. Im Jahr 2022 konnten laut Schätzungen 70 % der Zehnjährigen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen keinen einfachen Text lesen und verstehen – ein dramatisches Ausmaß an Bildungsarmut.
Doch das Problem reicht weiter: Über 250 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit besuchen keine Schule – aufgrund von Armut, Geschlechterungleichheit, fehlender Barrierefreiheit oder weil sie in Konflikt- und Klimakrisenregionen leben. Schwache Bildungssysteme und mangelnde Investitionen, insbesondere in die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, verschärfen die Situation zusätzlich und behindern die schulische und persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern.
Durch spielbasiertes Lernen, besonders in der frühen Kindheit und in der Grundschule, erwerben Kinder Fähigkeiten, die zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Stabilität ihrer Gemeinden und Heimatländer beitragen.

SPIELBASIERTES LERNEN
Spielen ist eine universelle Erfahrung. Spielend entdecken Kinder die Welt auf ganz natürliche Weise, entwickeln sich weiter und lernen. Wenn Kinder ausprobieren, forschen und mit anderen Kindern spielen, entwickeln sie eine natürliche Neugier und intrinsische Motivation, Neues zu verstehen und Fähigkeiten zu stärken.
Studien zeigen, dass Spiel entscheidende kognitive, emotionale und soziale Kompetenzen fördert – von Selbstkontrolle über Problemlösung, Empathie und Teamwork. Spielen stärkt auch das psychosoziale Wohlbefinden, besonders wichtig für Kinder in Krisensituationen.
Einige Fakten:
- Jeder in frühkindliche Bildung investierte Euro kann eine wirtschaftliche Rendite von 7 bis 10 % pro Jahr bringen, ein Leben lang.
- Spielbasiertes Lernen ist eine kostengünstige Methode, die selbst in ressourcenschwachen Regionen oder unter schwierigen Bedingungen umsetzbar ist.
- Durch spielerisches Lernen in der frühen Kindheit können Kinder genauso viel lernen wie in vier Schulmonaten.
Grundlegende Lernziele lassen sich dann erreichen, wenn Lesen, Rechnen und sozio-emotionale Entwicklung durch Spiele gleichwertig gefördert werden.

DIE KRAFT DES SPIELS
Right To Play erreicht jedes Jahr Millionen Kinder in einigen der herausforderndsten Regionen der Welt. Wir unterstützen sie dabei, in der Schule zu bleiben und zu lernen, Vorurteile zu überwinden, Traumata zu verarbeiten und die Fähigkeiten zu entwickeln, die sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen. Durch Spiele vermitteln wir Kindern Schlüsselkompetenzen, helfen ihnen, Barrieren zu überwinden und Chancen zu ergreifen.
Kinder in Right To Play-Projekten konnten ihre Lesekompetenzen deutlich verbessern, besitzen einen erweiterten Wortschatz, phonemisches Bewusstsein und Schreibfähigkeiten, durch Rollenspiele, Geschichten oder Reimen.
- Tansania: 98 % der Kinder der 4. Klasse konnten sinnerfassend lesen – gegenüber nur 53 % in nicht unterstützten Schulen.
Kinder verbesserten ihre mathematischen Fähigkeiten durch Zählen, Sortieren, Mustererkennung, räumliches Vorstellungsvermögen und kritisches Denken auf spielerische und interaktive Weise.
- Ghana: Kinder haben ihre frühmathematischen Fähigkeiten von 44 % auf 81 % gesteigert.
Kinder verbesserten ihre sozial-emotionale Entwicklung durch spielbasierte Aktivitäten, die ihnen helfen, Gefühle zu benennen und zu kontrollieren, soziale Fähigkeiten wie Zusammenarbeit und Problemlösung zu entwickeln sowie Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu stärken.
- Pakistan: Die sozio-emotionale Entwicklung der Kinder wurde gezielt gefördert. Jungen und Mädchen wurden darin unterrichtet, Gefühle zu benennen, Konflikte zu lösen und respektvoll miteinander umzugehen – geschlechtsunabhängig. Eine Zufallsprinzip-Studie (RCT) zeigte, dass die Gewalt gegen Mädchen um 59 % in Right To Play-Schulen sank.

BILDUNG FÜR ALLE
Trotz eindeutiger Belege für die Wirksamkeit ist spielbasiertes Lernen noch immer unterfinanziert und wird zu wenig eingesetzt. Hindernisse sind u. a. fehlende politische Strategien, starre Lehrpläne, mangelnde Lehrerfortbildung und ein zu geringes Engagement der Eltern.
Um globale Bildungsziele zu erreichen, müssen Geldgeber und Bildungsministerien spielbasiertes Lernen in ihre Politiken und Budgets fest integrieren. So kann es gelingen:
- Spielbasiertes Lernen in nationale Lehrpläne, Lehrerfortbildungen und Bildungsbudgets einbetten
- Projekte und Programme verpflichten, Spielansätze zur Förderung von Lesen, Rechnen und sozialen Kompetenzen zu integrieren
- Lehrkräfte und Schulleitungen gezielt schulen und unterstützen
- Benennung von „Play Specialists“ in Ministerien, die politisches Engagement für Spiel fördern
- Investitionen in Aufklärungskampagnen an Schulen und in Gemeinden, um Akzeptanz und Wissen über die Wirkung von Spiel zu stärken
- Investition in Langzeitforschung, Modellprojekte und Datenerhebung, um die Wirkungen weiter wissenschaftlich zu belegen
- Den International Day of Play für Veranstaltungen, politische Stellungnahmen und/oder finanzielle Unterstützung nutzen
Mit mehr politischem Willen und Finanzierung kann Spiel in Bildungssysteme integriert werden und Kindern helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und bessere Lese-, Rechen- und Sozialkompetenzen zu erlangen.