Aufklärung von Mädchen für Mädchen

Es ist Sonntagnachmittag in Tansania. Eine Familie versammelt sich vor ihrem Haus, um gemeinsam Radio zu hören. Die Tochter stellt das Radio zu ihrem neuen Lieblingsprogramm ein. Die Familie macht es sich gemütlich. Gleich startet die neue Folge einer aufregenden neue Radio-Serie, die mehr ist als nur gute Unterhaltung: Sie vermittelt eine wichtige Botschaft über die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte von Mädchen auf Bildung und Selbstbestimmung. Geschrieben und produziert von Mädchen aud Right To Play Junior Leader Clubs, werden die über 30 Hörspiel-Episoden landesweit ausgestrahlt.

Die durch COVID-19 bedingten Schulschließungen stellen für Mädchen in Tansania große Risiken dar: Tausende Mädchen sind der Gefahr einer frühen Heirat, einer Schwangerschaft und weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) ausgesetzt. Die ökonomischen und psychologischen Herausforderungen der Corona-Pandemie sorgen dafür, dass viele Eltern zu diesen traditionellen Praktiken zurückkehren. Eltern sehnen sich nach der damit assoziierten Sicherheit und Stabilität, die gerade in den aktuellen Zeiten der Unsicherheit an zunehmender Bedeutung gewinnen.

Die Mädchen geben aber nicht auf. Kurz nachdem die Quarantäne am 16. März begonnen hatte, passte Right To Play seine Arbeit an, um Mädchen und ihre Familien auch aus der Ferne zu erreichen. Über das Radio haben wir mehr als 2,75 Millionen Mädchen und 2,15 Millionen andere Gemeindemitglieder in Tansania mit Geschichten erreicht, die dazu beitragen, gefährliche traditionelle Praktiken in Frage zu stellen.

In dieser emotionalen Szene aus einer Hörspiel-Episode bittet Halima, ein fiktives junges Mädchen, ihren Vater, sie ihren Schulabschluss machen zu lassen, statt zu versuchen, sie zur Heirat zu zwingen.

98% der Haushalte in Tansania verfügen über Radios. Fernseher hingegen sind nicht so weit verbreitet. In enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium haben wir Mädchen und Coaches aus unserem "Girls on Track" Programm mit weiteren lokalen Partnern zusammengebracht, um die Hörspielserie zu kreieren.

Probleme und Gefahren, die tagtägliche Realität sind für die Mädchen werden in den einzelnen Episoden aufgegriffen. Die Hörspiele informieren über die Rechte von Mädchen und unterstützen die Mädchen zu Hause, die Themen der Dramen mit ihren Eltern zu diskutieren. Experten zu Themen wie Kinderheirat und weiblicher Genitalverstümmelung helfen den Mädchen und stellen sicher, dass die in jeder Folge ausgetauschten Informationen korrekt, aktuell und relevant sind.

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“AM ENDE DER HÖRSPIELE GAB ES ELTERN, DIE DEN RADIOSENDER ANGERUFEN HABEN UND FRAGTEN, WAS MIT DER PROTAGONISTIN GESCHEHEN SEI. WIR NUTZTEN DIESE FRAGEN, UM DIE NÄCHSTEN EPISODEN ZU GESTALTEN.” – PATRICK NYEKO, COUNTRY DIRECTOR, RIGHT TO PLAY

Jede Woche werden zwei Episoden ausgestrahlt - eine am Samstag und eine am Sonntag, wenn die ganze Familie zu Hause ist. Über 30 Episoden wurden bereits ausgestrahlt und es werden noch weiter produziert. Die Dramen haben bei den Familien Anklang gefunden: Die Hörerinnen und Hörer haben sich mit Vorschlägen für neue Episoden und Fragen darüber, was mit den Charakteren aus früheren Geschichten geschehen ist, an die Radiosender gewandt. Ihr Feedback fließt in die künftigen Episoden mit ein.

Matinde widersteht dem Druck der Gleichaltrigen und der Familie, sich der weiblichen Genitalverstümmelung zu unterwerfen. Als Höhepunkt der Geschichte entschuldigt sich Waitara, einer ihrer Gegner, für sein Mobbing.

Die Hörspiele zeigen Wirkung

Zwei Schwestern in der Moro-Region Tansanias wurden von der weiblichen Genitalverstümmelung verschont, nachdem ihre Eltern begannen, sich die Dramen mit ihnen anzuhören, und die möglichen tödlichen Folgen für ihre Töchter erkannten.

Viele weitere Mädchen finden den Mut, schwierige Gespräche mit ihren Eltern und Vertrauenspersonen zu führen, indem sie die Geschichten als Anregung nutzen. Die Einstellungen ändern sich und die Familien finden die Widerstandskraft, sich gegen die Übernahme gefährlicher Traditionen aufzulehnen. Dank der Hörspiele hat die Gemeinde eine klarere Vorstellung davon, was passieren könnte, wenn Mädchen der Genitalverstümmelung unterzogen, verheiratet oder zu jung schwanger werden.


Das Programm "Girls on Track" in Tansania wurde durch die grosszügige Unterstützung der Regierung von Isle of Man ermöglich. Herzlichen Dank.